Für Infrastruktur und Erneuerbare Energie

Erforderlich und klimafreundlich

Vorbemerkung:

Der Kies- und Sandbedarf wird nicht (!) durch die Kiesunternehmen bzw. die Industrie bestimmt und festgelegt. Die Flächen, auf denen prinzipiell überhaupt mineralische Rohstoffe gewonnen werden dürfen, werden von der Politik und nicht von den Unternehmen festgelegt. Die Abgrabungsmenge, also "wieviel Kies und Sand wird schließlich abgebaut", "wie hoch ist der tatsächliche Bedarf?" entscheiden marktwirtschaftliche Faktoren, kurz die Nachfrage und Angebot.

"Im Jahr 2020 wurden insgesamt 584,6 Mio. t Gesteinskörnungen produziert. Neben den Recycling-Baustoffen wurden 262,0 Mio. t (44,8 Prozent) Kiese und Sande, 223,0 Mio. t (38,1 Prozent) Natursteine und 22,7 Mio. t (3,9 Prozent) industrielle Nebenprodukte (z. B. Aschen und Schlacken) hergestellt."
(Quelle: Mineralische Bauabfälle Monitoring 2020 Bericht zum Aufkommen und zum Verbleib mineralischer Bauabfälle im Jahr 2020)

95 Prozent der gewonnen Kiese und Sande werden in der Bauwirtschaft genutzt. Vor allem für Beton, der zu etwa 80% aus Gesteinskörnung, also Kies und Sand besteht – 20% sind Zement und Zuschlagstoffe. Damit ist Beton der Hauptbaustoff in Deutschland, der sich zudem mehrheitlich aus heimischen, ausreichend vorhandenen Rohstoffen zusammensetzt.

"Hauptnachfrager", also Kieskunden sind zu 50 - 70% Kommunen, Städte, Gemeinden, Landkreise, das Land NRW bzw. die Bundesrepublik Deutschland als "Bauträger". Steigt deren Nachfrage zum Bau für Wohnungen, Brücken, Straßen, Kitas, Krankenhäuser, Industrieanlage etc. steigt auch der Bedarf.

RECYCLING-BAUSTOFFE
"Als Recycling-Baustoffe werden Gesteinskörnungen bezeichnet, die durch Aufbereitung mineralischer Bauabfälle hergestellt werden. Im Jahr 2020 betrug der Anfall mineralischer Abfälle der Fraktionen Bauschutt und Straßenaufbruch insgesamt 76,9 Mio. t. Daraus wurden 63,0 Mio. t Recycling-Baustoffe hergestellt. Unter Berücksichtigung der Recycling-Gesteinskörnungen, die bei der Aufbereitung der Fraktion Boden und Steine (13,7 Mio. t) und der Aufbereitung der Fraktion Baustellenabfälle (0,2 Mio. t) angefallen sind, wurden im Jahr 2020 insgesamt 76,9 Mio. t Recycling-Baustoffe hergestellt."

Damit deckten die Recycling-Baustoffe einen Anteil von 13,2 Prozent des Bedarfs an Gesteinskörnungen.

Im Jahr 2020 betrug die Verwertungsquote der hier erfassten Fraktionen 89,5 Prozent. Damit ist die Verwertungsquote praktisch auf dem Niveau des Vorberichtszeitraums geblieben. Von den angefallenen 220,6 Mio. Tonnen mineralischen Bauabfällen wurden insgesamt 197,5 Mio. t verwertet.

Geologisch gesehen gibt es am Niederrhein ausreichend Kies und Sand für mehrere 10.000 Jahre in Deutschland (-> Geologie). Das tatsächlich verfügbare Vorkommen ist jedoch begrenzt, weil

  • gut die Hälfte der Kies- und Sandvorkommen in Deutschland nicht erschlossen werden können, da diese bereits "überbaut sind".
  • ausgewiesene BSAB-Flächen in der Realität wegen übergeordneter "Interessen" nicht zur Verfügung stehen (z. B. Umwelt- und Naturschutz, Ausweisung von Gewerbeflächen, militärische Schutzzonen)
  • private und öffentliche Eigentumsflächen, die nicht zur Verfügung gestellt werden (z. B. kommunale Wegeflächen inkl. Sicherheitsabständen).
  • langjährige Verfahren von der Planfeststellung, wo abgebaut werden dürfte (politische Vorgabe z. B. durch Regionalpläne) bis zum eigentlichen Abgrabungsbeginn inkl. evtl. Klagen zu einem Genehmigungsstau führen

Zusätzlich zum herkömmlichen Bedarf für die Errichtung von Gebäuden und Ausbau der Infrastruktur kommen weitere, aktuelle Anforderung hinzu:

  • Neubau von 400.000 Wohnungen (Koalitionsvertrag der Bundesregierung 2022)
  • Neubau / die Instandsetzung maroder Brücken
  • Ausbau der erneuerbaren Energie

Notwendigkeit heimischer Rohstoffe

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine seit Februar 2022 und die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben deutlich gezeigt, wie wichtig die Versorgungssicherheit im eigenen Land ist. Dies gilt insbesondere bei der Versorgung mit Rohstoffen. Dabei spielen vor allem „heimische Rohstoffe eine wichtige Rolle“, heißt es seitens der  Bundesregierung im August 2022 in einer Antwort auf eine entsprechende Anfrage der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag. Die Position der Koalition aus SPD, Grünen und FDP ist hier ebenfalls eindeutig: „Um den Bedarf an Baurohstoffen zu decken, ist zur Vermeidung hoher Kosten und Umweltbelastungen durch lange Transportwege eine dezentrale, verbrauchernahe und nachhaltige Gewinnung dieser Massenrohstoffe unabdingbar.“

Ein paar Zahlen dazu:

  • Für den Bau eines Windrades (140 Meter-Turm) werden etwa 2.500 Tonnen Kies und Sand gebraucht.
    (Quelle: BMWi )

  • Für den Neubau der A40-Rheinbrücke werden ca. 160.000 Tonnen Kies und Sand benötigt.
    (Quelle: DEGES Berlin)

  • Zwei Drittel aller Autobahnbrücken in NRW müssen neu gebaut werden (Bedarf: rund 30 Mio. Tonnen Kies und Sand).
    (Quellen: Autobahn GmbH, Initiative Zukunft Niederrhein)

kurze Transportwege für das Klima

Bereits in der Rohstoffstrategie der Bundesregierung aus Dezember 2019 heißt es: ...

"...heute (sind) vor allem die Nachfrageveränderungen durch disruptive Technologien, Handelsstreitigkeiten, hohe Marktmacht einzelner Akteure sowie gestiegene Anforderungen, sozial- und umweltgerechte Lieferketten und die Achtung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten zu garantieren, die beherrschenden Themen. Gleichzeitig muss der Blick aber auch auf die heimische Rohstoffwirtschaft gerichtet werden. So kam es beispielsweise in einigen Teilen Deutschlands bereits zu Versorgungsengpässen bei einzelnen Gesteinskörnungen. Dies verteuert nicht nur das Bauen, zum Beispiel von Wohnraum und Infrastruktur, sondern führt auch zu höheren negativen Umwelt-und Klimaeffekten, da die notwendigen Bedarfe an Kies und Sand über größere Entfernungen transportiert werden müssen."

Unverzichtbar für die Energiewende

Oder jüngst im "Eckpunktepapier des (grünen) Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK): Wege zu einer nachhaltigen und resilienten Rohstoffversorgung":

"Heimischer Bergbau ist dann den Rohstoffimporten vorzuziehen, wenn er zu besseren ökologischen und sozialen Standards führt und die Resilienz von Lieferketten stärkt. Denn der Rohstoffabbau in Deutschland, neben der Gewinnung innerhalb der EU, sichert am besten die Versorgung und garantiert die Einhaltung unserer hohen Umwelt- und Sozialstandards. Zudem ist er unverzichtbare Grundlage zahlreicher inländischer Wertschöpfungsketten und schafft Arbeitsplätze vor Ort. Klimaschädliche Transportwege verkürzen sich im Vergleich zu Importen. Hinzu kommt: Bei einigen wichtigen Rohstoffen, auch solchen, die wir für die Energiewende brauchen, lohnt sich der Transport aus Kostengründen nicht, z.B. bei Kiesen und Sanden. Einige der heimischen Rohstoffe (wie z.B. Spezialtone, Quarzrohstoffe, Fluss- und Schwerspat sowie Stein- und Kalisalze) sind zudem auch von besonderer strategischer Bedeutung für die europäische Industrie. ... Ziele sind eine ökologische Ausrichtung der Rohstoffgewinnung und zugleich eine Erleichterung des Abbaus heimischer Rohstoffe."