Kies und Sand: Bausteine für unser tägliches Leben

Kies und Sand sind überall

Kies und Sand ein wichtiger und im wahrsten Sinne des Wortes, ein elementarer Bestandteil unseres Lebens. Sie sind in unserem täglichen Leben allgegenwärtig. Ohne diese mineralischen Rohstoffe gäbe es keine Straßen, keine Radwege, keine Betonfundamente, keine Schulen, Kindergärten, keine Wohnhäuser, Sportanlagen, keine Gewerbegebiete und keine Brücken, aber auch keine erneuerbaren Energien. Auch als Filtermaterial für die Glas- und Keramikindustrie oder als Formsand für die Stahlindustrie sind sie ein unverzichtbarer Grundstoff. Selbst Hightech-Produkte, wie Computer-Chips oder Solarzellen, wären ohne Sandkristalle undenkbar.

Doch warum sind Kies und Sand aus frischer Produktion – sogenanntes Primärmaterial – unverzichtbar? Warum werden beispielsweise nicht noch mehr Baustoffprodukte aus Recyclingmaterial (Bauschutt, Straßenaufbruch, Baustellenabfälle) genutzt?

Bereits heute werden Abbruchmaterialen (Rückbau von Gebäuden, Straßen etc.) zu 90%* wieder aufbereitet – bei Bauschutt sogar 94% – und erneut in den Wertstoffkreislauf eingebracht. Damit deckten die Recycling-Baustoffe einen Anteil von 13,2 Prozent des Bedarfs an Gesteinskörnungen**.

Christine Buddenbohm, Geschäftsführerin der Bundesgemeinschaft Recycling-Baustoffe: „Die von unseren Unternehmen hergestellten gütegesicherten Ersatzbaustoffe unterliegen der Eigen- und Fremdüberwachung und erfüllen hohe Qualitätsansprüche. Wir stellen allerdings nach wie vor fest, dass die Akzeptanz sowohl bei privaten als auch bei öffentlichen Bauherren steigerungsfähig ist.“*

Zur Akzeptanzsteigerung sehen Peter Kurth, Geschäftsführender Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft und Sandra Giern, Geschäftsführerin der Bundesvereinigung Recycling-Baustoffe, die öffentliche Hand in der Pflicht, eine proaktive Vorreiterrolle einzunehmen: „Die öffentliche Hand muss sich bei Bauprojekten im Bestand dazu verpflichten, dass kein Abbruch mehr ohne vorherige Schadstofferkundung, selektiven Rückbau und bestmögliche Aufbereitung des Materials durchgeführt wird, um Ersatzbaustoffe möglichst sortenrein im Kreislauf zu führen.“ (Peter Kurth). Sandra Giern erwartet von der öffentlichen Hand zudem ein größeres Engagement bei der nachhaltigen Beschaffung. „Die aktuell vorgegebene eingeschränkte Bevorzugungspflicht ist nicht praxistauglich und muss durch einen verpflichtenden Einsatz von Ersatzbaustoffen bei öffentlichen Bauprojekten ersetzt werden. Nur bei schlüssiger Begründung, warum ein solcher Einsatz nicht realisierbar ist, darf zukünftig vom Einsatz von Ersatzbaustoffen abgesehen werden.“ *

*) Pressemitteilung der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau, Berlin, 15. Februar 2023
**) Kreislaufwirtschaft Bau: Mineralische Bauabfälle Monitoring 2020 - Bericht zum Aufkommen und zum Verbleib mineralischer Bauabfälle im Jahr 2020 - https://kreislaufwirtschaft-bau.de/#our-story

Heterogenes Recylingmaterial hat hohen CO2-Anteil

Verwertungsquoten mineralischer Bauabfälle 2020
Quelle: https://kreislaufwirtschaft-bau.de/#our-story

Recyclingmaterial enthält neben Betonresten häufig auch andere, für die Betonerzeugung schädliche Stoffe, wie Ziegelschutt oder Gips. Damit ist es für viele Bauvorhaben – im wahrsten Sinne des Wortes – keine tragfähige Alternative.

Begrenzte Verfügbarkeit

Ein weiterer Punkt, warum nicht noch mehr Recylingmaterial eingesetzt wird, ist schlicht und ergreifend, dass zu wenig Ausgangsmaterial verfügbar ist. Unabhängige Studien und Berechnungen (Studie bbs, nachhaltiges Bauen etc.) gehen davon aus, dass der Recyclinganteil bis 2050 maximal bei 15% liegen kann. Das bedeutet gleichzeitig, dass auch in den nächsten Jahren 85% des Bedarfs mit Primärmaterial gedeckt werden muss. Andere Alternativmaterialien gibt es nicht in ausreichender Menge und nicht zum vergleichbaren Preis. Vor allem ein Argument für die Hauptabnehmer: 50 - 70% gehen an Städte, Gemeinden, Kommunen, das Land NRW bzw. die „öffentliche Hand“ als zuständigen Bauträger. In den meisten Fällen gibt es dort noch nicht mal eine einzuhaltende Mindestquote für den Einsatz von Recyclingmaterial bei öffentlichen Baumaßnahmen.

Selbst wenn wir alle gemeinsam den Bedarf – wie auch immer – deutlich einschränken würden, kommen wir nicht ohne Kies und Sand aus.

Niemand wünscht sich neue Abhängigkeiten, oder doch?

Die Alternative, mineralische Rohstoffe statt hier vor Ort zu gewinnen, künftig zu importieren, hätte gravierende Preissteigerungen, enorme CO2-Belastungen und nicht zuletzt neue Abhängigkeiten zur Folge. Das kann doch, vor dem Hintergrund der Erfahrungen der letzten Monate bzgl. Abhängigkeiten beim Thema Energie, nicht wirklich die Alternative sein. Ein Kiesausstieg, wie vielfach gefordert, ist demnach sowohl wirtschaftlich, ökologisch nicht sinnvoll, als auch bedarfstechnisch nicht möglich.

Wer das dennoch fordert, verkennt die Fakten.

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